Stellungnahme zur Aktion “Schmuddelkind”

edit1Wir, die Kampagne „No Excuses!“, haben am 06. Februar 2015 die Plastik „Schmuddelkind“ als Kontrapunkt zu der seltsam unkritischen Skulptur Trauerndes Mädchen am Tränenmeer auf dem Dresdner Heidefriedhof aufgestellt. Von den Dresdner Neusten Nachrichten aufgegriffen fühlte sich die für das Tränenmeer verantwortliche Małgorzata Chodakowska angegriffen und wir fragen uns verwundert: „Nix begriffen?“

 
Ebenso fragen wir uns, verwundert und mit einem milden Kopfschütteln, weswegen sich die Kunstschaffende persönlich angegriffen fühlt und was ihr Unverständnis mit ihren, Zitat: „polnischen Wurzeln“ zu tun habe? Wir wissen um die Verbrechen, welche in Folge des deutschen Angriffskrieges 1939 an der polnischen Bevölkerung begangen wurden. Gerade und vor allem im Hinblick auf die Opfer, welche die deutsche Hybris forderte, wundern wir uns weiter über eine solch tendenziöse und geschichtsklitternde Skulptur!
 
Die Wurzeln der Künstlerin außen vor, war die Auftraggeberin eine wohlsituierte Dresdnerin, welche sich wünschte, dass ihr Nachlass der Stadt lediglich unter der Bedingung der Schaffung eines neuen Denkmals für die Opfer des 13.02. übergeben werde. Resultat dessen ist eine an Perfidität kaum zu überbietende Bronzeskulptur, welche die kindliche Unschuld instrumentalisiert, um eine ganze Stadtbevölkerung von möglicher und tatsächlicher Schuld freizusprechen. Die Dresdner Bevölkerung wird somit in Gänze zu Opfern stilisiert, wobei im Umkehrschluss zu attestieren ist, dass die Täter aus der Luft gekommen sein müssen – 
Täter-Opfer-Umkehr at its best!
 
Wenn Frau Chodakowska davon spricht: „ … Trauer zuzulassen und am Ende die Vergebung und den Frieden zu finden …“, fragen wir uns: wer hat individuelles und privates Trauern jemals unterbunden und wie zur Hölle ist „Vergebung“ in diesem Kontext zu verstehen? Selbstabsolution, wie es Deutschland seit 70 Jahren praktiziert, wobei immer noch Unmengen an Reparationen ausstehen? Vergebung kann nur von denen erteilt werden, denen Leid und Unrecht angetan wurde. Soll dieses Leid und Unrecht, welches einzig und allein von Deutschland ausging, mit ihrer jesuesken Skulptur abgegolten sein? 
Zudem wird „ … die Ungerechtigkeit auf der Welt, die immer wieder auch von der linken Szene angeprangert wird, …“ nicht dadurch überwunden, dass einige unverbesserlich Geschichtsvergessene Blumen in granitgefasste Pfützen werfen, sondern im Überwinden der herrschenden Verhältnisse. Ein kleiner Anfang aber wäre die Restitution der Opfer deutschen Allmachtstrebens und der daraus resultierenden Verbrechen!
 
By the way fragen wir uns, welch Verständnis von künstlerischer und Meinungsfreiheit vorliegen muss, um einen bildhauerischen Beitrag zum gedenk(-kritischen) Diskurs mit rechtlichen Schritten und Unterlassung zu drohen? Progressiv, ist es sicher nicht zu nennen!
 
Das trauernde Mädchen soll allen Menschen eine Chance geben, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen,…“ Genau dies haben wir getan …!
Mag sein, dass es ob der Intention der Künstlerin Missverständnisse unsererseits gibt. Die Aussage ist aber eindeutig! Das Trauernde Mädchen am Tränenmeer soll sagen: “Nie Wieder!”, sagt aber:Wir haben von alledem nichts gewußt, wir waren’s nicht!”
 
No Excuses!
PS: Stellt das Schmuddelkind wieder auf seinen Platz!